Im September fiel ein Gerichtsurteil, das sich für viele moderne Arbeitgebende wohl anfühlte, wie ein Rückschritt in die “Old Work”: Das Bundesarbeitsgericht erklärte die Arbeitszeiterfassung zur Pflicht. Zwar heißt das nicht, dass in Büros wieder Stechuhren angebracht werden müssen, denn auch entsprechende Software-Lösungen sind zugelassen. Doch bringt diese Verpflichtung einige Nachteile mit sich.

Macht Zeiterfassung heute noch Sinn?

Arbeitszeiterfassung klingt ja erstmal aus beiden Richtungen sinnvoll: Arbeitnehmende werden vor unbezahlten Überstunden geschützt, während Arbeitgebende profitieren, indem sie alle Arbeitszeiten im Blick haben. Zeiterfassungssysteme geben ihnen Überblick über alle Mitarbeitenden und deren Anwesenheit – doch ist so eine Kontrolle in Zeiten von Datenschutz und flexibler Arbeit angemessen? Überhaupt nicht – finden wir. Firmen sollten ihren Mitarbeitenden ein offenes und effizientes Arbeitsumfeld bieten und nicht ihre Arbeitsmotivation darauf beschränken, 8 Stunden vollzumachen.

So sieht unsere Zeiterfassung aus

Um niemanden in Arbeit versinken zu lassen und zahllose Überstunden zu sammeln, verwenden wir Kanban. Zum einen geben das Task-Management und tägliche Stand-up-Meetings Einblick in die Workloads aller Mitarbeitenden. So wird nicht die Zeit, sondern die eigentliche Arbeit flexibel “erfasst” und auch Führungskräfte bekommen einen Einblick in die Auslastung der Angestellten. Zum anderen heißt es innerhalb eines Arbeitstages: Flexibility is key. Denn zu einer flexiblen Arbeitsplatzwahl kommt auch eine Gleitzeit. Unser Arbeitsbeginn ist so zwischen 8 und 10 Uhr und das Arbeitsende dementsprechend auch die eigene Verantwortung. Wer in weniger als 8 Stunden alles erledigt hat, geht nach Hause – it’s that simple!

Darum ist Zeiterfassung ein New-Work-Killer

Klar, New Work ist mehr als mit dem Notebook im Liegestuhl liegen können, statt im stickigen Büro am Rechner zu sitzen. Gerade Zeit spielt hierbei auch eine sehr wichtige Rolle. Das “neue Arbeiten” impliziert ja praktisch einen Wandel der Arbeit von etwas Notwendigem zu etwas Individuellem und Erfüllendem. Dabei sind unnütze Pflichten wie die Zeiterfassung kontraproduktiv: Über Jahrzehnte hinweg wurde Leistung in Anwesenheit gemessen und nicht in der tatsächlich erbrachten Leistung. Zeitbasierte Arbeitsfelder fordern das zwar nach wie vor, doch in vielen Bereichen ist diese Denkweise schon lange outdated. Stattdessen können aufgabenbasierte Tagesziele gesetzt werden, die dementsprechend nicht minutengenau erledigt werden sollen. Win-Win also für Arbeitnehmende und Arbeitgebende. 

 

Eines der Argumente von Kritiker:innen, das für eine Zeiterfassung sprechen soll, bleibt zwar nach wie vor, dass Mitarbeitende das Vertrauen der Chef:innen missbrauchen und deutlich weniger arbeiten. Wir sehen das etwas anders: In kleineren Firmen wie bei Startup Communication können tägliche Meetings abgehalten werden, in denen jede:r Einblick in die Aufgaben der/des Anderen erhält. In größeren Unternehmen könnte das auch Abteilungsintern umgesetzt werden. Sollte jemand zu wenig zu tun haben, können Arbeitsaufgaben umverteilt werden – was wiederum denjenigen hilft, die einen zu großen Workload haben. So ist niemand unter- oder überfordert und im Idealfall alle happy. Und wir behaupten: Glückliche und flexible Mitarbeitende arbeiten auch gerne.